#10458

stefan marx

Memory Palace

städtische galerie delmenhorst

Wer sich heutzutage etwas notiert, zeigt Flagge mit seiner Kladde. Man zückt ein cooles Blankbook, einen puristischen, zeitlosen Klassiker oder demonstrativ eine Alternative aus dem Eine-Welt-Laden. Leere Bücher sind Bestseller. Das gilt auch für die Kladden des Suhrkamp-Verlages, die Stefan Marx seit Jahren für seine Zeichnungen, Sprüche und Textbilder nutzt. Als visuelle Tagebücher begleiten sie ihn vor allem auf Reisen, am liebsten auf Fernreisen mit dem Flieger. Flughäfen sind für Stefan Marx ein Paradies; er zeichnet, wo er geht und steht. Portraits von Mitreisenden, Passanten, städtische Szenen, genauso auch Landschaften, Frösche, Hunde, Vasen, Pilze, Stillleben, Doodles. Hat Stefan Marx eine Kladde Seite für Seite gefüllt, kommt sie auf den Stapel im Studio. So wächst und wächst der Fundus, aus dem er Motive für die Weiterarbeit extrahiert.
Für die Städtische Galerie Delmenhorst hat Stefan Marx über 50 seiner linearen, cartoonartigen Zeichnungen ausgesucht, als Plakateditionen umgesetzt und unter dem Titel „Memory Palace“ im Treppenhaus und den Ausstellungsräumen von Haus Coburg platziert. Der Titel der Show spielt auf den Gedächtnispalast an, eine aus der Rhetorik bekannte Memoriermethode. Man stellt sich ein Gebäude mit vielen Räumen und Dingen darin vor. Jemand, der etwas einüben möchte, legt seinen Prüfungsstoff oder die Argumente einer Rede in verschiedenen Räumen ab, und zwar so, dass er sie beim mentalen Durchschreiten der Räume gut wiederfindet. In seinem Delmenhorster Palast arrangiert Stefan Marx solitäre Blätter, dann wieder lockere Folgen, motivische Verdichtungen, gescatterte Wandkompositionen, Schwarz-Weiß und Farbe kommen vor, und immer wieder Worte, Slogans, Lyrics, Kommentare als unverwechselbare Marx`sche Schriftbilder. Wer die Treppen auf und ab spaziert, begegnet Variationen eines Motivs, entdeckt Ähnliches und auch Wiederholungen. Der Zeichner lädt mit seinem „Memory Palace“ schön retro zum promenadologischen Vor- und Zurückblättern ein; Haus Coburg ist wie sein Skizzenbuch, dessen Papier die vorangehenden Notate durchscheinen lässt. Dass die Plakatiererei in den musealen Räumen, die sonst bevorzugt gerahmte Originale vorstellen, auch eine kleine Palastrevolte ist, gehört zum Konzept, und die Remise von Haus Coburg, in die Stefan Marx den Spirit eines Pop-up-Stores einziehen lässt, wird ein Sidekick zum Palast. Dort zeigt er Stoffdesigns, die er für sein 1995 gegründetes T-Shirt-Label „Lousy Living Company“ entwirft, Skateboards, Caps, Sticker, Stofftaschen, Vasen, Künstlerbücher, ein Best of seiner Poster oder auch Cover des Hamburger Plattenlabels „Smallville“. Crossover ist Programm. Hauptsache, es kommt an. Für das Modelabel „Comme des Garçons“ hat er schon gearbeitet und unter dem Motto „Junges Gemüse trifft klassizistisches Design“ hat es Stefan Marx bis zur Gestaltung der Kurland-Suppenterrine gebracht. Ein Prunkstück, das sich auf jeder Sundayyyyys-Festtagstafel bestens macht.
Zur Ausstellung erscheint ein Buch mit rund 200 Zeichnungen von Stefan Marx und einem Text von Aneta Palenga und Dr. Annett Reckert.

15.00 

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